Stellschrauben für den Sound
Hier möchte ich ein paar geläufige Modifikationen anführen, die einfach umzusetzen sind und zuverlässig eine Klangänderung mit sich bringen. Aber man darf sich nicht zu viel erwarten. Es sind immer nur Feinheiten, die zusammen dann den Ton ergeben.
Oft wird einfach Harp und Gitarre gleichgesetzt und verbunden mit mangeldem Wissen, dem Beweis über einen Test ohne Referenz und viel Selbstbewußtsein ergibt das dann einen Tipp im Internet oder auch in Büchern, die sich verbreiten.
Als Beispiel, die Gleichrichterröhre. Bei SE hat sie keinen wirklichen Einfluß auf den Sound. Sie macht nur das Netzteil träger und senkt die Spannung. Das kann man mit einem Widerstand auch erreichen, warum sollte man also bei einem Eigenbau eine Röhre verwenden und diese durch größere Trafos kompensieren? Wenn die Gleichrichterröhre in größeren PP Verstärkern "SAG" entwickelt, dann ist das für Harp eher kontraproduktiv. Die Harp ist kein perkussives Instrument, es noch "schwammiger" zu machen bringt doch nichts.
NFB - "negative feedback"
Dieses Feedback hat nichts mit dem nervigen Pfeiffen zu tun. Die NFB Schleife führt das Signal vom Lautsprecher über einen Widerstand zurück zur Vorstufe, meist der zweiten Triode oder dem Phase Inverter. Diese Gegenkopplung hat den Sinn, Verzerrungen und Resonanzen zu dämpfen. Es macht den Sound ein wenig dumpfer und cleaner. Je nach Anforderung kann man nun so eine Schleife nachrüsten oder die vorhandene modifizieren oder sogar entfernen. Auch ein Schalter kann eingebaut werden, um beide Zustände nutzen zu können. Eine unproblematische und gewinnbringende Modifikation.
Bei dem Wert für den Widerstand orientiert man sich an den entsprechenden Fenderplänen. Wenn ein Kathodenelko vorhanden ist, muss die Gegenkopplung etwas anders angelegt werden, dazu schaut man sich am besten den Plan des Champ AA764 an.
Höhen entfernen
Wenn man permanent höhere Frequenzen herausfiltern will, so kann man das mit Hilfe eines Kondensators machen, wie wir schon bei der Tonblende gesehen haben. Einen Kondensator vom Signalweg auf Masse zu legen hat aber oft noch andere Auswirkungen auf die Schaltung, die wir nicht alle überblicken. Einfacher ist es daher, den Kondensator über einen Anodenwiderstand der entsprechenden Triode (ich nehme gerne die zweite) zu legen.
Der Kondensator muss spannungsfest sein, über den Anodenwiderstand fallen schon ein paar Volt ab und sicher ist sicher. Man kann so ganz einfach die Grenzfrequenz des Filters berechnen, weil keine weiteren Bauteile im Spiel sind.
Zum besseren Verständnis habe ich den Kondensator rechts neben den Widerstand gezeichnet, denn da wirkt er auch - nach der Röhre. Für die Wechselspannung des Signals ist es egal, ob man sie nach der positiven Seite oder nach Masse ableitet, die Netzteilelkos sind für diese Frequenzen eine direkte Verbindung zur Masse.
Beschaltung der Eingangsstufe
Bei der Beschaltung der Eingangsstufe kann man an mehreren Rädchen drehen.
Eine Erhöhung des Kathodenwiderstands rückt unseren Arbeitspunkt etwas nach links aus dem linearen Bereich. Dadurch bekommen wir ein etwas unsymetrisches Signal, das bei ausreichend großer Amplitude einseitig angezerrt wird. Wir behalten die Dynamik, bekommen aber ein wenig Sättigung in den Klang. Für eine 5751 haben sich 2,2-2,7k bewährt. Diese Änderung würde ich nur bei V1 machen, sonst möglichst linear bleiben.
Den Kathodenelko kann man schaltbar machen, dadurch hat man zwei nutzbare Gainstufen zur Verfügung. Im Bild die Luxusvariante mit einem Widerstand, der Knackgeräusche verhindert.
Man kann dies natürlich bei jeder Kathode machen, aber erfahrungsgemäß rentiert der Schalter nur bei V1. Sonst ist es ausreichend, wenn man sich entweder für oder gegen einen Elko entscheidet.
Fehlanpassung des Lautsprechers
Eine Fehlanpassung um 100% ist für einen Röhrenverstärker nicht tragisch. Wenn wir also einen Trafo haben, beispielsweise mit 8 Ohm Ausgang und wir nehmen einen Lautsprecher mit 4 Ohm, dann verändert sich der Klang. Nicht immer zuverlässig, man weiß ja nicht genau wie die andere Seite des Trafos angepasst ist, aber man kann es probieren.
Symetrie in der Endstufe
Immer wieder liest man, dass man Feedback vermeiden kann, wenn man die Symmetrie in der Endstufe verändert. Dieses Prinzip wird auch ab und zu umgesetzt. Bei Gitarrenverstärkern fällt mir Peavey ein, die damit den Sound ein wenig aufmöbeln wollen und auch bei "marble amps" findet es Verwendung als Feedbackunterdrückung.
Dieses Prinzip kann man sowohl bei Cathodyne wie auch bei LTP Paseinvertern umsetzen. Und - es tut sich was! Das feedback wird deutlich reduziert. Aber wenn man zwei identische Amps zum Vergleich hat, stellt man fest, dass man auch an Druck im Sound verliert, so dass sich der Erfolg stark relativiert.
Ich würde sagen, es hängt vom Verstärker ab, den man bearbeitet. Bei meinen Verstärkern für Harp habe ich das dann doch immer weggelassen.