Röhrenwechsel und Bias

Vorstufenröhren

Das Wechseln von Vorstufenröhren ist ein beliebtes Hobby und bisweilen auch eine Art religiöse Betätigung. Solange man Röhren des gleichen Typs verwendet sind die Unterschiede eher gering und durch die Serienstreuung nur schlecht vorhersehbar. Aber auch ich habe Lieblingsröhren, warum auch immer.

Wechselt man den Typ von Röhren, will man meist den Verstärkungsfaktor ändern, also Gain reduzieren. Dazu gibt es eine Übersicht der gängigen Röhren mit 9 Anschlüssen, die untereinander meist problemlos wechselbar sind.

Eine Röhre eines anderen Typs verändert aber nicht nur den Verstärkungsfaktor. Hat sie beispielsweise einen anderen Innenwiderstand, so ändert sich der Arbeitspunkt und auch die Wirkung einer Klangregelung. Das sollte man im Hinterkopf behalten.

Regeln und pauschale Aussagen sind hier fast unmöglich zu treffen, dazu sind die Möglichkeiten zu vielfältig. Aber eine 5751 und eine AY sollte man als Harpbastler stets zur Hand haben.

Bias

Bias ist ein Wort, das oft benutzt wird, nicht immer aber ganz verstanden wird. Bias ist die elektrische "Vorspannung" des Gitters einer Röhre.

Am Kathodenwiderstand fällt eine gewisse Spannung ab und diese wird als Potential über den hochohmigen Gitterwiderstand ans Gitter weitergegeben. In der Röhre ist die Kathode das Nullpotential, also ist das Gitter noch um den Spannungsabfall niedriger. So entsteht das negative Potential, um das die Amplitude des Signals schwingt..

Bei einer Vorstufenröhre und bei Endstufen im SE Betrieb ist diese Spannung meist durch den Kathodenwiderstand bestimmt. Will man eine lineare Übertragung, so wählt man die Biasspannung so, dass sie in der Mitte des linearen Bereichs der Kennlinie der Röhre liegt. Geht man nach oben oder unten, bekommt man Asymetrien, die sich klanglich positiv für den Harpspieler auswirken können.

Im einer PP Schaltung funktioniert es ein wenig anders, da legt die Biasspannung fest, wann der Verstärker vom A in den AB Betrieb übergeht. Der AB Betrieb ist für Harp kontrollierbarer, auch wenn er klanglich nicht viel ändert. Das ist auch der Grund, warum der 5E3 sich eher wie ein Champ spielt, der läuft extrem lange im A Betrieb. Dazu aber mehr bei den Endstufen.

Endstufenröhren

Endstufenröhren gleichen Typs aus klanglichen Beweggründen zu wechseln, halte ich für ein meist hoffnungsloses Unterfangen, wenn es auch Ausnahmen gibt. Wenn man die Endröhren im "Fixed Bias" nicht einstellen kann, weil dafür die Regelmöglichkeit nicht vorgesehen ist, ergeben sich durchaus Änderungen. Aber dieses Beispiel ist schon fast an den Haaren herbeigezogen. Normalerweise gleicht man die Unterschiede der Röhren aus und stellt den gewünschten Ruhestrom ein.

Ein Wechsel des Typs der Röhre erfordert meist eine Anpassung der Schaltung, kann aber klanglich interessant sein. Das sollte man nur tun, wenn man weiß, was man tut und nicht nur, weil irgendjemand im Netz das gemacht hat und cool findet, denn hier haben wir Leistung auf den Drähten.