Was ist ein Harpverstärker?

Harpverstärker werden kaum produziert. Ein Harpverstärker ist ein Verstärker, der dem Besitzer für Harp geeignet scheint, was immer das bedeuten mag. Früher habe ich Pläne gezeichnet und Kurven des Oszilloskop in verschiedenen Arbeitzuständen der Röhren gezeigt. Der Laie staunt und versteht auch nicht mehr wie zuvor, der Ingenieur belächelt mein Halbwissen. Also hier ein neuer Versuch. Es bleibt bei Röhrenverstärkern, nicht nur aus Tradition, auch weil es viel einfacher ist, mit dieser Technik den gewünschten Effekt zu erreichen.

Monopol Fender

Es gibt doch auch andere tolle Gitarrenverstärker, warum nehmen die Spieler, Bastler und auch Hersteller immer Fender Schaltkreise?
Gitarrencombos waren in den USA ab etwa 1930 verfügbar und wurden u.a. von den Firmen Kay, Rickenbacher und Gibson produziert. Sie entsprachen weitgehend den Endstufen von größeren Röhrenradios und verstärkten Akkustikgitarren und Lapsteel. Sie waren aber noch nicht besonders verbreitet.

Leo Fender war in dieser Zeit ein ambitionierter Bastler und eröffnete sein Musikgeschäft 1939. Die Firma Fender entstand erst 1946 nach dem Umzug in größere Räume. Sein Erfolg gründet sich darin, dass er als erster Solidbody Gitarren und puristische Verstärker anbot. Dafür wurde er zunächst belächelt, aber kurze Zeit später verkauften sich seine Produkte in großen Mengen und waren bald auch am Gebrauchtmarkt dominant.
Seine Klangvorstellung war der "singende Cowboy", der seine Tele/Strat laut spielen konnte. Die Zerre war ein unerwünschter Nebeneffekt, der sich aber durch chronisch zu laut aufgedrehte Verstärker als "Sound" etablierte, weil er neue Möglichkeiten bot.
In den 50ern wurde Fender kopiert was das Zeug hielt. Erst in den 60er Jahren begannen andere Firmen mit der Entwicklung hin zu aufwändigeren Schaltungen mit absichtlich erreichbarer Verzerrung. Leo blieb dem Cleansound treu. Und hier endet das für uns interessante Zeitfenster schon wieder.

Ein Fenderprodukt war damals sicher noch unerschwinglicher, als man über den Preis im Verhältnis zu Verdienst und Lebenshaltungskosten der Zeit berechnen kann, hier in Europa kaum zubekommen. Wir haben davon heute kaum noch einen Begriff, wo die Arbeiterklasse mit Luxusfahrzeugen herumfährt und ihre Brut mit Handys versieht, die zwar nicht den Wert aber wohl den Preis eines einst so begehrten Musikinstruments besitzen.

Der Harpspieler hat genommen, was da war. Einfache Fender Verstärker und ähnliche zeitgenössische Produkte, kleine PA Anlagen z.B. von Masco und sicher allerlei Gebasteltes und Umfunktioniertes. Der Prozess zur Entwicklung des "elektrischen Sounds" hat sich meiner Meinung nach bei der Harp schneller vollzogen als bei der Gitarre, begründet durch den obertonreichen Klang einer Harp und dem Nahbesprechungseffekt des Mics. Außerdem hatte die Gitarre ihn ja schon salonfähig gemacht.

Harpsound

Eine provokante Thematik, hat doch jeder eine Meinung und Geschmack, abhängig auch von Erfahrung und Wissen sowie der Situation, in der man sich befindet. Bei einem Konzert ist man evtl. in "guter Stimmung", auch fehlt eine Referenz ... meine Sinne haben mich da schon öfter betrogen.

Das nächste Problem ist, dass der Spieler enorm viel Einfluss auf den Sound hat, und dazu nicht nur die Spieltechnik sondern auch der Umgang mit der Verstärkungsapparatur gehört. Ein geläufiger Spruch lautet: "Bass und Zerre macht der Spieler", aber nicht jeder braucht Bass und Zerre für seinen Stil. Mir geht es um die Problemfälle, die einen guten Amp auch nutzen.

Nicht zu vergessen: Sound kann man mit Worten kaum beschreiben! Das geht vielleicht, wenn man sich kennt und gemeinsame Erfahrungen gemacht hat: "Der Amp klingt so komprimiert wie dein Fender Concert bei Lied 7 auf der Ducktales".

Und nicht zuletzt ist eine Aufnahme schon durch die Aufnahmetechnik beeinflusst. Aber selbst in Aufnahmen mit moderner, eigentlich zuverlässiger Technik konnte ich nicht das hören, was ich real gehört hatte. Darum halte ich es für gewagt, Soundfiles zu viel Bedeutung beizumessen. Und besonders in Zeiten von Tablet und Handy, die Abspieltechnik sollte auch einigermaßen hochwertig und am besten noch linear sein.

Wenn man "den Harpsound" schon nicht beschreiben kann, vielleicht bekommt man mit Beispielen für "guten Sound" und welchen, die "Eigenarten" aufweisen einen Eindruck. Dabei gehts immer um den Sound der Aufnahme, nicht dem des Intruments/Verstärkers.

Anforderungen

Ein Verstärker, der die Anforderungen für Bluesharp gut erfüllt, hat wenig Gain (Verstärkung in der Vorstufe), wenig Stufen der Verstärkung (erzeugt Feedback) und eine wirksame Klangregelung vor allem bei höherer Leistung. Dann erst kommen Features wie Impedanzwandler, FX Loop, usw.

Der Verstärker muss die erforderliche Lautstärke bringen und soll dabei wenig feedbackanfällig sein. Die Klangregelung soll eine Anpassung an den jeweiligen Einsatz ermöglichen. Der Spieler soll durch seine Spielweise Kompression und Bassresponse kontrollieren können. Wenn das Gerät jetzt noch handlich und leicht ist, sind wir dem Optimum schon recht nahe.