Mikrofone für Harp
Die Auswahl des Mikrofons verunsichert nicht nur den Neuling. Hört man so viel aus berufenem Munde. Dabei ist oft Verwirrendes, unverstanden oder unreflektiert Nacherzähltes und vor allem viel Falsches. Auch bekommt man das Gefühl, viele Mikrofone besitzen zu müssen, weil die Spieler oft die "Fehler" des Verstärkers mit den "Fehlern" des Mikrofons kompensieren und diese Methode zur Religion erheben. Aber zum Glück ist es gar nicht so schwer wie es scheint, einen gangbaren Weg durch das Dickicht zu finden.
Das Astatic im Bild ist wahrscheinlich die beliebteste Form für ein Bullet. Aber die anfälligen Kristallkapseln werden oft gegen CR oder CM Kapseln der Firma Shure getauscht. Dabei kann man viel Geld für alte Raritäten ausgeben.
Auf den "alten Seiten" von mir war noch ein großer Vergleichstest mit Soundbeispielen. Aber der hat nur gezeigt, dass die Mikrofone recht nah beieinanderliegen und dass Tonbeispiele am PC wenig Aussagekraft haben.
Bullet oder Stabmic
Die "Fahrradlampen" oder "Bullets" tragen ihren Namen, weil sie diesen Gegenständen ähnlich sehen. Die Handhabung dieser Gattung scheint zu Beginn oft schwierig, ist aber auch Übungssache und hat ggf. Vorteile bei der Soundgestaltung. Man braucht keine WC-Deckelpratzen um damit klarzukommen, im Bild meine Hand mit einer kleinen 0,33l PET Flasche (d=5cm). Und ich hab keine Probleme mit "dem dicken Shure". Inzwischen gibt es auch schon recht handliche Bullets zu kaufen, BBHarpy baut hierzulanden schon länger seine Vintager und Greg Heuman brachte 2015 das Bulletini auf den Markt.
Wer kleine Hände hat oder eher akkustisch spielen, evtl. sogar über das Harpmikro singen will, wird eher zu einem Gesangsmikrofon greifen. Da hat sich vor allem das Shure SM57 (und div. Kopien) bewährt, weil es einen kleinen Korb hat. Aber auch wer furchtbar dreckigen "Chicago Sound" spielen will, kann diese Typen verwenden, mit Trichteraufsatz sind wir wieder beim Bulletcharakter.
Hochohmig? Was bedeutet Impedanz?
Mit "hochohmig" (high impedance, high Z) ist in unserem Zusammenhang gemeint, dass das Mikrofon die Luftschwingungen in eine Spannung mit hoher Amplitude umwandelt, bis zu 15mal höher als z.B. das Signal einer Gitarre, für die die verwendeten Verstärker normalerweise ausgelegt sind. Man kann den Verstärker also sehr schnell übersteuern, was viele Spieler als den charakteristischen Sound beschreiben. Allerdings führt es auch zum gefürchteten Feedbackpfeifen, das den Harpspielern oft den Spass verdirbt.
Ein Gesangsmikrofon ist heute meist niederohmig (low impedance, low Z) und besitzt einen symmetrischen XLR Anschluss. Das Signal hat weniger Amplitude, der Sound ist recht neutral und "akustisch". Dies ist für die Zwecke des Harpspielers nicht immer erwünscht. Aber man kann mit Hilfe eines kleinen Trafos (Impedanzwandler, Übertrager) die Spannung erhöhen, genug "Stromreserven" hat das Signal hier.
Viele angeblich "hochohmige" Mikrofone besitzen normale Gesangskapseln mit kleinem Trafo im Inneren. Das muss nichts Negatives sein.